Düsseldorf/Hamminkeln, 9.
September 2021 - Am
Mittwoch, 1. September, erhielten in einem
Seniorenheim in Oberhausen-Holten 89 Bewohnerinnen
und Bewohner eine Auffrischungsimpfung gegen
COVID-19 mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty von
Biontech/Pfizer. Neun Geimpfte zeigten nach der
Impfung gesundheitliche Reaktionen.
Am Samstag, 4. September, mussten zwei Personen, die
zuvor eine Auffrischungsimpfung erhalten hatten,
reanimiert werden. Entgegen erster Medienberichte
hat es keinen Todesfall infolge der Impfung gegeben,
wie der Krisenstab der Stadt Oberhausen heute
bestätigte. Eine Bewohnerin, die im zeitlichen
Umfeld der Auffrischungsimpfungen in der
Pflegeeinrichtung verstorben ist und zuvor palliativ
versorgt wurde, gehörte nicht zum Personenkreis der
Geimpften.
Beide reanimierte Personen waren vorerkrankt. Die
Impfungen wurden von einer erfahrenen Ärztin
durchgeführt, die sich bereits seit Beginn der
Impfkampagne an den Schutzimpfungen gegen das
Coronavirus beteiligt. Ein ursächlicher Zusammenhang
zwischen den Reanimationen und den verabreichten
Auffrischungsimpfungen ist nach unseren
Informationen bislang nicht belegt. Einige Impflinge
berichteten nach unseren Informationen in den Tagen
nach der Drittimpfung über geringfügige Reaktionen
wie sie zum Beispiel auch nach der Erst- und
Zweitimpfung auftreten. Die beiden reanimierten
Pflegebedürftigen werden derzeit noch stationär
behandelt. Unerwünschte Nebenwirkungen von Impfungen
werden an das Paul-Ehrlich-Institut gemeldet.
Keine weiteren Fälle bekannt
Im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung (KV)
Nordrhein sind bis zum 7. September 11.441
Auffrischungsimpfungen durchgeführt worden. Dabei
sind uns in keinem Fall vergleichbare Impfreaktionen
wie in der Oberhausener Pflegeeinrichtung bekannt
geworden. Auch beim NRW-Gesundheitsministerium
(MAGS), dem Landeszentrum Gesundheit (LZG) und dem
Robert-Koch-Institut sind nach unserer Kenntnis
keine weiteren Fälle schwerwiegender Nebenwirkungen
in Nordrhein-Westfalen infolge von
Auffrischungsimpfungen bekannt.
Schreiben an Mühlheimer Niedergelassene
In einem Brief an die niedergelassenen Ärztinnen und
Ärzte in Mülheim an der Ruhr informierte Dr. med.
Stephan von Lackum, Beauftragter des Vorstands für
die Kreisstelle in Mülheim, über die Ereignisse in
Oberhausen. Er bittet darin seine Mühlheimer
Kolleginnen und Kollegen, selbst ärztlich zu
entscheiden, ob eine Auffrischungsimpfung bei den
eigenen Patienten dringlich ist, solange keine
Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO)
vorliegt.
„Das Schreiben wurde mit uns nicht abgestimmt und
ist in eigener Verantwortung des Unterzeichners
entstanden – sicher auch als Reflex auf die
Ereignisse in Oberhausen“, sagt Dr. med. Frank
Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein.
Bergmann weiter: „Im Grunde gibt er damit nur
wieder, was auch die Gesundheitsministerkonferenz am
6. September in Bezug auf Auffrischungsimpfungen für
Über-60-Jährige beschlossen hat: nämlich, dass die
Impfungen nach ärztlichem Ermessen sowie
individueller Abwägung erfolgen sollten – und auch
nur dann, wenn der Abschluss der COVID-19-Impfserie
mindestens sechs Monate zurückliegt.“
Bergmann verweist in diesem Zusammenhang darauf,
dass es für eine mögliche Drittimpfung keinen Grund
zur Eile gibt.
„Der Impfschutz baut sich nach einer vollständigen
Immunisierung nur sehr langsam ab und endet nicht
abrupt von heute auf morgen.“
Dennoch sei eine baldige Empfehlung der STIKO zu den
Auffrischungsimpfungen wünschenswert, um
Unsicherheiten in den Praxen, aber auch bei
Patientinnen und Patienten zu vermeiden. Ein
generelles Aussetzen von Auffrischungsimpfungen sei
allerdings aufgrund der Vorfälle in Oberhausen nicht
notwendig.
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