Düsseldorf/Hamminkeln, 8. August 2023 -
Statement des Vorstandsvorsitzenden der
Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), Dr.
med. Frank Bergmann, zur aktuellen Diskussion um
eine mögliche Gebühr im Kindernotdienst. Der
Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und
Jugendärzte (BVKJ), Dr. med. Thomas Fischbach, hat
gefordert, dass sich die Notfallversorgung in erster
Linie auf wirkliche Notfälle konzentrieren müsse.
Aufgrund der extrem hohen Auslastung sowohl des
ambulanten als auch des stationären Notdienstes
könnten sich Ärztinnen und Ärzte nicht um
Bagatellanliegen kümmern, für die es manche Eltern
unter der Woche nicht in die Praxis schafften, so
Fischbach. Deswegen hat der BVKJ-Präsident für
bestimmte Fälle eine Gebühr für die Nutzung des
Notfalldienstes vorgeschlagen.
„Grundsätzlich habe ich Verständnis für die Kritik
des ärztlichen Kollegen am Umgang mit notärztlichen
Ressourcen. Wir beobachten schon seit Längerem, dass
vor allem auch der ambulante Kindernotdienst immer
häufiger nicht nur bei mittelschweren bis schweren
Erkrankungen, sondern auch bei leichten Störungen in
Anspruch genommen wird. Es fällt auf, dass häufig
einfach keine Erfahrungen mehr in den Familien
vorliegen, wie beispielsweise mit einfachen Infekten
umzugehen ist. Dies belastet die ambulanten
Bereitschaftsdienste gerade an Wochenenden und
Feiertagen deutlich mehr als nötig.
Um gezielt auf die Fragen und Unsicherheiten der
Eltern von erkrankten Kindern eingehen zu können,
hatte die KVNO im vergangenen Winter eine
Videosprechstunde im kinderärztlichen Notdienst
eingerichtet. Insgesamt wurden dabei mehr als 2.300
Videosprechstunden durchgeführt. Fast der Hälfte der
anrufenden Eltern konnte bereits im Rahmen der
Online-Beratung abschließend geholfen werden, sodass
die jungen Patientinnen und Patienten im Anschluss
keine Notdienstpraxis zur weiteren Behandlung
aufsuchen mussten.
Bisher fehlt es allerdings
an einer gesicherten Finanzierung für eine
flächendeckende Etablierung dieses Angebotes, das
wir als KVNO auch im kommenden Winter wieder
bereitstellen wollen. In jedem Fall ist eine
sinnvolle Steuerung von Patientinnen und Patienten
wegen der immer begrenzteren personellen Ressourcen
im Notdienst dringend erforderlich. Die Forderung
des BVKJ besteht nun darin, die Eltern in gewissen
Fällen stärker in die Verantwortung zu nehmen. An
der Stelle möchte ich ergänzen, dass man, wenn
Politik und Kassen dies nicht möchten, eben
alternative Steuerungsmöglichkeiten anbieten und
auch finanzieren muss. Wir konnten zeigen, dass die
Videosprechstunde im Kindernotdienst eine sinnvolle
Alternative sein könnte.
Ein weiterer Punkt
spielt hier auch eine wichtige Rolle: ein qualitativ
hochwertiges Ersteinschätzungsverfahren, das
Anliegen von Patientinnen und Patienten sinnvoll
filtern kann. Dies erfolgt z. B. über die
Service-Hotline für die ambulante Versorgung 116
117. Anfang März hat die Kassenärztliche Vereinigung
Nordrhein den Betrieb der Hotline für das Rheinland
selbst übernommen. Seitdem hat sich die
Erreichbarkeit in jeder Hinsicht deutlich verbessert
und lag zuletzt auch an den anruferstarken
Wochenendtagen (Samstag und Sonntag) bei nahezu 100
Prozent sowie bei einer Wartezeit von nur knapp über
einer Minute. Wir können gerade auch besorgten
Eltern sehr empfehlen, diesen Service intensiv zu
nutzen.“
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