Düsseldorf/Hamminkeln, 20.
März
2021 - Der Öffnungsplan, den die
Ministerpräsidentenkonferenz Ende Februar
vereinbart hat, gerät ins Stocken. Kanzlerin und
Länderchefs hatten in Aussicht gestellt, ab dem
22. März die Außengastronomie wieder zu öffnen.
Wegen steigender Inzidenzzahlen scheint das
aktuell nicht umsetzbar. Bei einem Festhalten an
dem bisherigen Öffnungsplan rücken
Hotelöffnungen und Restaurantbesuche erst recht
in weite Ferne. Der Tourismusausschuss der
Niederrheinischen IHK fordert deshalb einen
Strategiewechsel von der Politik.
„Die
Gastronomie- und Tourismusbranche liegt am
Boden. Hotels, Restaurants und
Freizeiteinrichtungen bangen um ihre Existenz.
Mehr impfen und mehr testen kann helfen, weitere
Betriebe zu öffnen, ohne die Ansteckungsgefahr
zu erhöhen. Diese Möglichkeiten müssen in eine
erweiterte Öffnungsstrategie einfließen. Allein
auf die 7-Tagesinzidenz zu schauen, erscheint
nicht mehr zielführend“, fordert Frank Schwarz,
Vorsitzender des IHK-Tourismusausschusses.
Inzwischen sind in den meisten Städten die
Testzentren aufgebaut. In den kommenden Monaten
werden deutlich mehr Impfdosen zur Verfügung
stehen und das Impftempo wird an Fahrt
aufnehmen. Die Betriebe am Niederrhein sehen
sich mit ihren bereits erprobten
Hygienekonzepten gut vorbereitet. Das einzige,
was jetzt noch fehlt, sind die Gäste. „Warum
sollen geimpfte oder negativ getestete Menschen
nicht auch ein Restaurant besuchen und einen
Hotel- oder Campingaufenthalt buchen können?“,
hinterfragt die stellvertretende
Ausschussvorsitzende Eva Welling. Tests ließen
sich in den Testzentren oder als Schnell- oder
Selbsttests vor dem Besuch in den Betrieben
durchführen.
Dem Duisburger Caterer und
der Kamp-Lintforter Hotelbesitzerin ist die
politische Brisanz dieser Diskussion sehr wohl
bewusst. „Natürlich ist es ungerecht, wenn die
einen schon wieder ins Konzert gehen dürfen,
während die anderen noch gar nicht wissen, wann
sie überhaupt dran kommen. Wenn wir allerdings
aus Solidarität warten, bis alle Menschen
geimpft sind, gefährdet das nicht nur unsere
Freizeit- und Tourismusbetriebe“, so der
Caterer. Diese Einschätzung bestätigt auch die
aktuelle IHK-Konjunkturumfrage. Danach sieht
sich jeder dritte Tourismusbetrieb und jedes
fünfte Gastronomieunternehmen von Insolvenz
bedroht.
Hotelbesitzerin Welling
empfiehlt den Blick über die Grenze. Länder wie
Israel ermöglichen Geimpften wieder den Gang ins
Fitnessstudio oder Konzert. Dänemark entwickelt
bereits einen digitalen Impfnachweis. „Während
Großbritannien schon den Sommerurlaub plant,
diskutieren wir in Deutschland noch darüber, wie
viele Menschen bei welchen Inzidenzwerten im
Biergarten an einem Tisch sitzen dürfen. Wir
sollten uns ein Beispiel an anderen Ländern
nehmen und gute Ideen in Deutschland aufgreifen,
um schneller aus der Krise zu kommen“, so die
Hotelbesitzerin. Dazu zähle etwa auch der
Einsatz von technischen Innovationen wie
Virenfiltern oder Apps zur Terminvereinbarung
und sicheren Kontaktnachverfolgung.
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