Düsseldorf/Hamminkeln, 2.
Oktober 2021 - Die nordrhein-westfälische
Landesregierung geht beim Thema Tierwohl weiter
voran. Zur Förderung des Tierwohls in der
Nutztierhaltung plant Landwirtschaftsministerin
Ursula Heinen-Esser Anfang 2022 einen
Gesetzesvorstoß, um den Umbau in den Betrieben
zu erleichtern und zu forcieren. Darin sollen
Regelungslücken geschlossen sowie etwa
baurechtliche Hürden abgebaut werden.
Die
künftige Ausrichtung der Landwirtschaft ist am
Freitag auch Thema der Agrarministerkonferenz
von Bund und Ländern in Dresden. Unter anderem
stehen die Umsetzung der Gemeinsamen
Europäischen Agrarpolitik und des europäischen
Green Deals sowie die aktuelle Situation am
Schweinemarkt auf der Tagesordnung. Konkret dazu
trifft sich Ministerin Heinen-Esser zudem am
kommenden Montag mit Vertretern aus
Landwirtschaft, Einzelhandel und Verbänden. Im
Mittelpunkt des Austausches stehen die
Ankündigungen von Unternehmen des Einzelhandels,
bis 2030 nur noch Frischfleisch der
Haltungsstufen 3 und 4 verkaufen zu wollen.
Die Ankündigungen waren im Juli öffentlich
auf ein breites Echo gestoßen. "So
begrüßenswert das Ziel ist - wichtig ist, dass
Handel und Erzeuger gemeinsam über den Weg
dorthin beraten", so die Ministerin. "Nur, wenn
alle an einem Strang ziehen, kann der Umbau
gelingen." Der Umbau erfordert Zeit und ist
kostenintensiv. Landwirte haben derzeit
einerseits mit niedrigen Preisen und schwierigen
Absatzmärkten und andererseits hohen Kosten und
Auflagen zu kämpfen.
Die Ministerin
fordert die Fleischbranche auf, einen
gemeinsamen Kodex zu erarbeiten, in dem
Produktqualität neu definiert und entsprechend
honoriert wird. "Fleischqualität, die auch durch
hohe Tier- und Umweltschutzkriterien definiert
ist, muss zum nordrhein-westfälischen
Markenzeichen werden. Daran arbeiten wir
gemeinsam und im Dialog mit der Branche. Ziel
muss es sein, unsere heimische Landwirtschaft zu
stärken und zu verhindern, dass weniger
anspruchsvolles Importfleisch regionale Produkte
verdrängt", sagte die Ministerin im Vorfeld des
Treffens.
Tierwohl kostet Geld Die
Betriebe müssten in die Lage versetzt werden,
den Umbau zu mehr Tierwohl einfacher zu
realisieren. "Engagement wird heute oftmals
noch durch Vorgaben ausgebremst. Dies müssen wir
vereinfachen", so Heinen-Esser. Eine
entscheidende Frage ist, wie der Umbau der
Tierhaltung finanziert werden kann. "Tierwohl
kostet Geld. Daher sind faire Preise entlang der
gesamten Fleischkette vonnöten. Hier erwarte ich
Bewegung und Fairness vom Handel."
Faire Erzeugerpreise
Nordrhein-Westfalen setzt sich dafür ein, dass
Betriebe, die besonders umwelt- und tiergerechte
Haltungsverfahren umsetzen, langfristige
Perspektiven für Investitionen erhalten. Die
künftigen Erlöse für Fleisch müssen alle Kosten
decken, die durch Umbau und aufwendigere Haltung
entstehen. Das Thema artgerechte Haltung stößt
in der Bevölkerung auf großen Zuspruch. Laut
einer repräsentativen Studie von Simon-Kucher &
Partners (Januar 2021) wären 70 Prozent bereit,
mehr für Fleisch zu zahlen, wenn es in Tierwohl
und faire Erzeugerpreise fließt.
Viele Kunden kaufen 'billig'
Nur: Viele Kunden entscheiden sich im
Supermarkt, wenn sie die Wahl haben, schließlich
doch für das günstigere Fleisch.
"Eine
wichtige Grundlage, damit Verbraucher sich
bewusst und verantwortungsbewusst entscheiden
können, ist die Einführung eines staatlichen
Tierwohlkennzeichens. Die Vorarbeiten sind
gemacht, nach langem Anlauf muss dies zu Beginn
der neuen Legislaturperiode jetzt auch auf den
Produkten landen", so Heinen-Esser.
Die
im Januar 2020 gestartete nordrhein-westfälische
Strategie für eine nachhaltige Nutztierhaltung
ist beispielgebend auch für andere Bundesländer.
Aufbauend auf einem Urteil des
Oberverwaltungsgerichtes Magdeburg zum
Kastenstand in der Sauenhaltung beschloss der
Bundesrat im Juli 2020 unter anderem auf
NRW-Initiative eine neue
Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und den
Ausstieg aus der Kastenhaltung. Seit dem
vergangenen Jahr hat die Landesregierung eine
Beauftragte für den Tierschutz, die politisch
unabhängig alle tierschutzrelevanten Themen
koordiniert. In diesem Jahr startete in mehreren
Kommunen die neue Tiergesundheitsdatenbank des
Landes.
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