Moers/Hamminkeln, 11.
September 2021 - Nun hat der neue Moerser
Schlossplatz sein erstes Denkmal: Direkt
gegenüber dem Weißen Haus nahm Bürgermeister
Christoph Fleischhauer ein Bronze-Relief als
Geschenk des Grafschafter Museums- und
Geschichtsverein (GMGV) entgegen. Und dieses Mal
gab es, anders als bei der Frage „Baum oder
Nicht-Baum“ keine zwei Meinungen: „Eine tolle
Sache für die Stadt “, sagte Fleischhauer. „Da
bleibt mir nur ,Danke’ zu sagen.“
Vereinsvorsitzender Peter Boschheidgen nahm den
Faden auf und gab den Dank an eine Reihe von
Mitstreitern weiter, ohne deren Zutun dieses
Werk so nicht zustande gekommen wäre. Allen
voran natürlich an den Künstler Michael Franke,
aber auch den Technischen Beigeordneten Thorsten
Kamp und sein Team. „Ohne ihn“, so
Boschheidgen, „wäre gar nicht aufgefallen, dass
in der Vorlage, nach der die Bronze gearbeitet
wurde, die Synagoge fehlte. In dem Relief
ist sie dank seiner Aufmerksamkeit nun
enthalten.“
Tatsächlich sei die
Schaffung dieses für Moers einmaligen Objekts,
wie der Vorsitzende betonte, echtes Teamwork
gewesen. So hätten sich als Sponsoren der
Rotary-Club und die Rotary-Stiftung Moers, die
Grafschaft Moers Geschichtsstiftung und die
Volksbank Niederrhein sofort zur Verfügung
gestellt. Namentlich hob Boschheidgen auch die
Vorstandsmitglieder Dr. Wilfried Scholten und
Jürgen Stock hervor, die den gesamten
Entstehungsprozess begleitet hätten.
Die
Idee zur Schaffung eines Bronzereliefs wurde vor
einigen Jahren in den Reihen des GMGV
geboren, als Aktive des Vereins darüber
diskutierten, wie im Jubiläumsjahr 2020 an das
400-jährige Bestehen der oranischen
Festungsanlage in angemessener Weise erinnert
werden könnte.
„Wir hatten schon früh Frau Professor Dr.
Margret Wensky mit der Zusammenstellung des
Buches „400 Jahre oranische Befestigung“
beauftragt, aber wir wollten diesen Teil der
Moerser Geschichte auf anschauliche Weise auch
einem weiteren Publikum nahebringen“, sagt der
GMGV-Vorsitzende Peter Boschheidgen vor dem
Festakt. So beschloss der Verein
schließlich, eine dreidimensionale Stadtansicht
in Bronze zur Aufstellung im Schlossumfeld in
Auftrag zu geben, die das Moerser Stadtbild im
17. Jahrhundert möglichst naturgetreu abbilden
sollte.
Warum aber griff der Verein auf
den Plan des französischen Festungskommandanten
de Sariac zurück, der erst 50 Jahre nach
der Übergabe der Stadt von oranischen an
preußische Truppen und mehr als 140 Jahre nach
Fertigstellung der Befestigungsanlage entstand?
Hätte es nicht näher gelegen, die
niederländischen Pläne zu benutzen, die kurz vor
oder kurz nach der Beendigung der Bauarbeiten
entstanden?
„In der Tat hat sich der
Vorstand, zum Teil auch im Austausch mit Frau
Professor Wensky, mit dieser Frage intensiv
auseinandergesetzt“, antwortet Boschheidgen.
„Wir sind aber zu dem Schluss gekommen, dass
frühere Pläne entweder nicht detailgetreu genug
sind, um als Vorlage dienen zu können oder
lediglich Bauskizzen darstellen, die nur
teilweise zur Ausführung gelangten. Auf dem
Sariac-Plan dagegen ist die oranische Festung
Moers genau so festgehalten, wie sie vor ihrer
Schleifung in den Jahren 1763 und 1764
tatsächlich war.“
So werden aufmerksame
Betrachter des Reliefs feststellen, dass das
„Meer“ (holländisch für See oder Teich), das
Alt- und Neustadt trennt, im Bereich des
heutigen Neumarktbereichs bereits zugeschüttet
ist. Wälle und Gräben rings um Schloss und Stadt
zeigen dagegen die ursprüngliche, von den
Niederländern angelegte Form.
Noch ein
weiteres Argument sprach für die Nutzung der
Sariac-Variante: Im Moerser Schloss befindet
sich bereits ein dreidimensionales Modell, das
die damalige Museumsleiterin Christine
Knupp-Uhlenhaut seinerzeit auf Grundlage des
Planes von 1762 herstellen ließ. Dieses Modell
ermöglichte die Anfertigung eines 3-D-Scans, mit
dessen Hilfe der Ausdruck eines 3-D-Rohlings
möglich war, der dann die Grundlage für die
weiteren Bearbeitungsschritte lieferte. Wie
komplex das ganze Verfahren war, zeigt die
Tatsache, dass ein erster Versuch, Daten für die
Druckvorlage herzustellen, nicht von Erfolg
gekrönt war.
„Umso höher ist die Leistung des von uns
beauftragten Michael Franke zu werten, der
sowohl die technischen Abläufe der
unterschiedlichen Gewerke organisierte als auch
die künstlerische und handwerkliche Gestaltung
kreativ umsetzte“, betont Boschheidgen, dessen
Großvater das bis heute maßgebliche Werk zur
Festungsgeschichte verfasst hat. Wer nähere
Informationen zur Entstehungsgeschichte des
Bronzereliefs wünscht, sollte sich das Moerser
Schlossfest am Sonntag, 12. September,
vormerken. Dort wird der GMGV an seinem Stand
eine kleine Fotoausstellung zur Geschichte des
Kunstwerks präsentieren. Für besonders
Geschichtsinteressierte wird auch ein farbiges
Poster mit dem Sariac-Plan angeboten.
Dass die Übergabe des Kunstwerks an die Stadt
Moers erst im Jahr 2021 möglich war, hängt damit
zusammen, dass für die Aufstellung des auf
einem Basaltsockel fest verankerten Werks erst
die Fertigstellung des Schlossplatzes abgewartet
werden. Das auch mit der Braille-Schrift
versehene und mit einer Unterfahrmöglichkeit für
Rollstühle versehene Relief wurde bewusst so
aufgestellt, dass der Besucher sich von seinem
Standort aus eine Vorstellung von der Lage der
historischen Gebäude machen kann.
„Wir
hoffen, so Boschheidgen, „dass noch viele
Generationen Freude an diesem Kleinod vor dem
Schloss haben mögen.“
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