Duisburg/Hamminkeln,27. Juli
2022 - Rund 30 Prozent der Güter in
Nordrhein-Westfalen transportiert die Wirtschaft
über das Wasser. Damit das auch in Zukunft
funktioniert, müssen Wasserstraßen erhalten und
neue Schiffe, die leichter sind und weniger
Abgase verursachen, schnell auf den Markt
gebracht werden. Das machten die Unternehmer im
IHK-Gespräch mit Claudia Müller (Bündnis 90/Die
Grünen), Koordinatorin der Bundesregierung für
maritime Wirtschaft und Tourismus, deutlich.
„Die Bundesregierung möchte Güter auf die
Schiene und das Wasser verlagern. Die Straßen
sollen entlastet werden. Die Frage ist, wie das
konkret passieren soll“, erklärt Burkhard
Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK. In
der Vergangenheit habe die maritime Wirtschaft
immer weniger transportiert. „Mittlerweile ist
mehr Personal für die Verwaltung unserer
Wasserstraßen zugesagt, aber das reicht noch
nicht. Es gibt zahlreiche Projekte, bei denen es
viel, viel schneller gehen muss“, betont
Landers. Als Beispiel nennt er die
Sohlenstabilisierung des Rheins. Dabei geht es
darum, den Grund des Flusses so anzupassen, dass
Binnenschiffe genug Fahrwasser haben und mehr
laden können.
„Das Niedrigwasser 2018
war ein Warnschuss. Die wirtschaftlichen Folgen
dieses historisch trockenen Sommers waren
gravierend, besonders für die chemische
Industrie und die Stahlproduktion. Passiert ist
seitdem allerdings wenig. Wie sich aktuell
erneut zeigt, haben wir die Warnung überhört“,
erklärt der IHK-Präsident. Man hat neue
Schiffstypen in Modellprojekten entwickelt und
versprochen, dass es bei der Infrastruktur
schneller vorangeht. Spürbare Erfolge seien das
aber nicht, sagt Landers.
Besonders
kritisch: Für 2023 hat der Bund die Fördermittel
für eine nachhaltige, moderne Binnenschifffahrt
zwar auf 50 Millionen Euro erhöht. Insgesamt
sieht der Haushalt aber 350 Millionen Euro
weniger für die Wasserstraßen vor. „Die
Sanierungsmaßnahmen stauen sich also weiter. So
bekommen wir nicht mehr Güter von den Straßen
aufs Wasser“, so Landers‘ Fazit.
Claudia Müller, Koordinatorin für Maritimes der
Bundesregierung: „Der Rhein ist eine der
wichtigsten Verkehrsadern Deutsch-lands und
unverzichtbar für die deutsche Wirtschaft. Der
Duisburger Hafen ist dabei die Herzkammer dieses
Systems. Das goldene Buch der Schifferbörse und
die Eintragungen dort verdeutlichen diese
bereits jahrhundertelange Tradition und
Bedeutung. Deshalb ist es für die Exportnation
Deutschland entscheidend die Binnenwasserstraßen
in einen zukunftsfähigen Zustand zu versetzen
und die Binnenschifffahrt auf ihrem Weg hin zur
Klimaneutralität zu unterstützen.“
Das
Unternehmergespräch bildete den Auftakt für den
Standortbesuch von Claudia Müller am
Niederrhein. Dazu gehörte auch ein Austausch mit
der Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e.V. und
ein Treffen im Duisburger DST
Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und
Transportsysteme e.V. Sowohl bei der
Niederrheinischen IHK als auch bei der
Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e.V. trug sie
sich in das jeweilige Goldene Buch ein.
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