Hamminkeln,
16. September 2022 -
Das 15. Forum Milch
NRW der Landesvereinigung der Milchwirtschaft
Nordrhein-Westfalen e. V. (LV Milch NRW) fand am
14. September 2022 in der Rohrmeisterei in
Schwerte statt. Rund 100 Branchenvertreter
diskutierten dort zum Thema: Der Verbraucher.
Was will er? Wie tickt er? Gibt es Stereotype
und lassen sich diese einfach in bestimmten
Schubladen stecken? Oder sind sich Verbraucher
und landwirtschaftliche Branche sogar fremd
geworden?
Hans Stöcker, Rheinischer Vorsitzender der
Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW,
begrüßt die Gäste in der Rohrmeisterei in
Schwerte. (Fotos Milch NRW)
In seinem
Grußwort überbrachte Joachim Hartung aus dem
Ministerium für Landwirtschaft und
Verbraucherschutz des Landes NRW Grüße von
Ministerin Silke Gorißen und stellte dar, welche
Bedeutung die Milcherzeugung im Arbeitsprogramm
der neuen Landesregierung einnimmt. „Bereits zu
ihrem Amtsantritt hat die Ministerin gezeigt,
dass sie ein Ohr bei den Landwirten hat und ist
auf einen Milchviehbetrieb ins Bergische Land
gereist. Dort machte sie sich ein Bild davon,
wie Milchviehhaltung heute aussieht und, welche
Bedürfnisse die Branche gerade hat.“
Jens Lönneker, Geschäftsführer lönneker & imdahl
rheingold salon, gab in seinem Impulsvortrag
einen Überblick aus seiner Perspektive als
Kölner Meinungsforscher. Er stellte fest, dass
Kuhmilch zunehmend in die Diskussion geraten
sei. Aufbauend auf dieser These richtete er
folgende Fragen an die Diskutanten auf dem
Podium und an die Gäste: „Ist der Konsum von
Kuhmilch natürlich oder eine kulturelle
Fehlentwicklung mit schädigenden Folgen wie
Allergien? Gut oder schlecht? Mutter „Milch“
oder Mutter „Natur“? Gegensatz oder Einklang?
Wie lässt sich der aktuellen Polarisierung in
der gesellschaftlichen Diskussion begegnen?“ −
Ein Auftakt für eine lebendige Diskussion um
grundsätzliche gesellschaftliche Trends und
Verbraucherverhalten.
Rege Diskussion zum Thema „Der Verbraucher – das
unbekannte Wesen?!“
Für Dr. Inken
Christoph-Schulz, vom Thünen-Institut, ist die
Aussage, dass die derzeit boomenden pflanzliche
Alternativen zu Milchprodukten die tierischen
Originale verdrängen, zu pauschal. Zum einen,
weil sich dieser Boom in erster Linie auf
pflanzliche Alternativen für Trinkmilch bezieht.
Diese machten 72,5% sämtlicher pflanzlichen
Alternativen für Molkereiprodukte, Fleisch und
Fisch in 2021 aus. Zum andern, weil zwar in
jeder Verbrauchergruppe der Pro-Kopf-Verbrauch
von pflanzlichen Trinkmilchalternativen in den
letzten fünf Jahren gestiegen ist, jedoch
zeitgleich in sieben von zwölf betrachteten
Verbrauchergruppen auch der Konsum von
Trinkmilch stieg. Die SocialLab-Forscherin aus
dem Braunschweiger Bundesforschungsinstitut
kommt zu der Schlussfolgerung, dass hier
pflanzliche Alternativen also keine Trinkmilch
ersetzen, sondern dass diese zusätzlich
konsumiert werden."
Bernhard Burdick,
Leiter im Bereich Ernährung und Umwelt der
Verbraucherzentrale NRW, sieht schon seit
längerem einen breiten gesellschaftlichen
Konsens zum Umbau der Nutztierhaltung.
Wesentliche Triebkräfte sind dabei Tierwohl und
Nachhaltigkeit und immer stärker auch der
Klimaschutz. Das zeigt auch die steigende
Nachfrage nach Ersatzprodukten. Aus Sicht der
Verbraucherzentrale gibt es bei der
„Übergangslösung“ aber Licht und Schatten. Der
Weg zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem
liegt zwar grundsätzlich bei einer deutlich
stärker pflanzenbasierten Ernährung, aber mit
weniger stark verarbeiteten Produkten. Für
tierische Lebensmittel bedeutet dies „weniger,
aber nachhaltiger“, also mehr Wertschöpfung und
Wertschätzung durch mehr Tierwohl und
Tiergesundheit. Mehr Nachhaltigkeit in der
Nutztierhaltung ist nicht zum Nulltarif zu
bekommen. Werden tierische Lebensmittel deutlich
teurer, verringert sich damit die Nachfrage
weiter. Perspektivisch zeichnen sich erheblich
geringere Tierbestände bei deutlich höheren
Erzeugerpreisen als Win-Win-Strategie für alle
Beteiligten ab.
Die Ehrengäste und Teilnehmer der
Podiumsdiskussion versammeln sich um den runden
Tisch der Milchwirtschaft.
Milchbauer Matthias Schulte-Althoff aus
Haltern-Flaesheim vertrat die
landwirtschaftliche Sicht auf das Thema. Durch
seinen Milchbauernhof mit Direktvermarktung
steht er regelmäßig im Kontakt zum Konsumenten
seiner Produkte. Für ihn gilt es zu
differenzieren: „Es gibt nicht DEN Verbraucher,
jeder Kunde ist anders und hat andere
Bedürfnisse. Ich als Milchbauer versuche diese
Bedürfnisse in Sachen Milch zu bedienen“,
erklärt er.
Moderiert vom
Wochenblatt-Chefredakteur Patrick Liste, nutzten
die Teilnehmer im Publikum die Gelegenheit, die
angesprochenen Aspekte eingehend mit den
Referenten zu diskutieren und zu vertiefen.
Aktiver Dialog am „runden Tisch“ der
Milchwirtschaft.
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