Wesel/Hamminkeln,
29. November 2022 - Der Kreis Wesel und
der Lippeverband nehmen gemeinsam mit
der Kläranlage Dinslaken, als Pilotstandort,
seit mehr als einem halben Jahr an einem
deutschlandweiten EU-Projekt zur Überwachung des
Abwassers auf das Coronavirus teil. Das
Abwassermonitoring wird von der Europäischen
Kommission im Rahmen des ESI-CorA-Projektes
gefördert (No 060701/2021/864650/SUB/ENV.C2). Da
die Kläranlage Dinslaken seit Programmbeginn
regelmäßig auf das Virus untersucht wird, kann
nach der bisherigen Versuchslaufzeit eine erste
Bilanz gezogen werden.
Abwasser-Monitoring Der Lippeverband
untersucht seit Februar 2022 zweimal wöchentlich
den Abwasserzulauf der Kläranlage in Dinslaken
auf Corona-Viren. Die Daten wurden von den
Projektteilnehmenden im Zusammenhang zu den
parallel vorliegenden Corona-Fallzahlen des
Einzugsgebiets der Kläranlage Dinslaken
gemeinsam aufbereitet, visualisiert und
bewertet. Durch die Abwassermessungen sind nun
Trends und Trendänderungen der Infektionsdynamik
in der Pandemie mit einer Vorlaufzeit von zwei
bis drei Tagen zu erkennen. Dies ist möglich, da
sowohl symptomatische, präsymptomatische als
auch asymptomatische coronainfizierte Personen
Viren ausscheiden und diese im Abwasser
nachgewiesen werden können.
Corona-positive Befunde können aufgrund dessen
potenziell zeitlich eher im Abwasser registriert
werden, bevor sie in den offiziell vorliegenden
Inzidenzen erfasst werden können. Dies kann
einen planerischen Zeitvorteil bringen.
Infektiologisch erforderliche Maßnahmen auf
ansteigende Zahlen, wie z.B. eine
Personalaufstockung im Gesundheitswesen und
Teststrukturanpassungen, lassen sich anhand der
Klärwerksanalytik durch den Zeitgewinn
effektiver gestalten.
Neue
Virusvariante früher erkennen Bei
den Untersuchungen in der Pilotphase hat die TU
Darmstadt bisher im Abstand von fünf Monaten
Sequenzierungen der Virusvarianten vorgenommen.
Die Ergebnisse decken sich mit den Erkenntnissen
im klinischen Bereich und auch hier zeigt sich
eine Vorlaufzeit. Im Abwasser kann das Auftreten
einer neuen Virusvariante durch den zeitlichen
Vorsprung früher erkannt werden, als durch die
Sequenzierung der Proben erkrankter Personen.
Das Abwasser-Monitoring stellt ein
zusätzliches diagnostisches, flächendeckend
einsetzbares Instrument für das
COVID-19-Management dar, das sowohl der
Früherkennung als auch der Überwachung von
pandemischen Erregern dienen und mittels
Sequenzierung auch die Verbreitung von Varianten
aufzeigen kann. Durch diese Untersuchungen lässt
sich, unabhängig von Corona-Tests, ein
effizienter regionaler Gesamtüberblick über die
Verbreitung des Virus gewinnen. Die
Abwassermessungen liefern insofern wichtige
zusätzliche Erkenntnisse für die Beurteilung der
Infektionslage.
„Die Wasserwirtschaft
kann einen aktiven Beitrag zur Bekämpfung der
Corona-Krise leisten. Gezielte Analysen von
Abwasserproben ergaben klare Erkenntnisse, die
Entwicklung eines abwasserbasierten
Frühwarnsystems ist unser Ziel. Ein solches
System wäre in Zukunft auch relevant für andere
Virus-Varianten sowie Krankheiten, die über das
Abwasser nachgewiesen werden können. Wir als
Emschergenossenschaft und Lippeverband stehen
bereit, gemeinsam mit möglichen weiteren
Partnern, die notwendigen technischen und
organisatorischen Infrastrukturen dafür zu
schaffen. Geklärt werden muss indes die Frage
der Finanzierung der flächendeckenden
Abwasser-Monitorings – hier ist die Politik am
Zuge“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel,
Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft
und Lippeverband (EGLV), die gemeinsam
Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen
sind.
Landrat Ingo Brohl: „Ich freue mich sehr
darüber, dass das Pilotprojekt bei uns im
Niederrhein Kreis Wesel stattfindet. Die
Erkenntnisse aus dem wissenschaftlichen Projekt
sind wertvoll und zeigen Trends auf, bevor sie
sich in den Infektionszahlen niederschlagen. Ich
hoffe, dass sich dieses Frühwarnsystem etabliert
und in zukünftig möglichen pandemischen Lagen
auch genutzt werden kann.“
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