| Konstanz/Hamminkeln, 
					23. Dezember 2023 - 
					Angesichts der miserablen Ergebnisse für Deutschland bei der 
					sogenannten Pisa-Studie schieben viele Politiker die 
					Verantwortung auf die Corona-Pandemie. Doch diese Ausreden 
					greifen zu kurz, meint der Politik- und 
					Kommunikationsberater Dennis Riehle (Konstanz) in 
					einem aktuellen Statement. 
 Wieso sollen die 
					deutschen Schüler diesen Bildungsverlust durch Corona 
					erlitten haben? Immerhin war es eine weltweite Pandemie, in 
					den vergleichbaren Industrienationen hatte man dieselben 
					Herausforderungen zu bewältigen. Natürlich muss man fragen, 
					ob die besonders harte Isolationspolitik des stringenten 
					Home-Schooling à la Lauterbach eine Rolle gespielt hat.
 
 Sollte man aber nicht vielleicht eher darüber 
					diskutieren, dass Deutsch in vielen Familien 
					mittlerweile als zweite oder dritte Fremdsprache 
					gilt? Und dass es in der Schule häufiger darum geht, 
					geschlechtersensibel zu formulieren, als zunächst einmal die 
					grundlegende Grammatik und Rechtschreibung zu beherrschen?
 
 In Biologie wird heute über die 
					diverse Selbstfindung, vegane Ernährung und Klimaschutz 
					gesprochen. Da ist selbstverständlich wenig Platz für einen 
					regulären Aufklärungsunterricht. In Erdkunde 
					geht es vermehrt darum, die Zusammenhänge zwischen 
					Vulkanausbrüchen und der Erderhitzung zu verstehen. Dass 
					Kinder da nicht mehr wissen, dass Paris die Hauptstadt 
					der Schweiz ist, verwundert wenig. Und in Physik wird 
					gelehrt, dass es guten und bösen Strom gibt, dass die 
					Atmosphäre großteils aus CO2 besteht und dass man Atomkraft 
					nicht zum Heizen braucht, aber zur Verteidigung gegen 
					Russland.
 Wen interessiert da schon ein 
					Energieerhaltungssatz – oder die Tatsache, dass Flüssigkeit 
					nicht einfach vom Planeten entweicht?
 
 Wenn wir in 
					Deutschland mittlerweile vorgelebt bekommen, dass man warme 
					Negativtemperaturen spüren und Schulden machen kann, ohne 
					sich aber über das Minus auf dem Konto Gedanken machen zu 
					müssen, wundert es mich auch nicht, dass es in Mathematik 
					gewisse Defizite gibt.
 
 Schlussendlich wird die 
					Überraschung in der Politik wieder groß sein. Und in ein 
					paar Tagen wird aber gelten: Egal, ob Pisa oder Riesa, 
					Hauptsache Spanien. Wer bei den Ergebnissen der Studie also 
					vornehmlich auf die epidemische Auswirkungen verweist, will 
					lediglich vom eigenen Versagen ablenken.
 
 Es sind
					überwiegend politische und nicht 
					schicksalshafte Gründe, die das Lernniveau  unserer 
					Kinder auf einen desaströsen Rang zurückgeworfen haben. Da 
					spielt die hohe Zahl an Schülern eine Rolle, für die Deutsch 
					lediglich die erste, zweite oder dritte Fremdsprache ist. 
					Fragwürdige Lehrpläne und wirklichkeitsferne Prioritäten. 
					Fehlendes Personal. Desaströse Infrastruktur. Und 
					ineffektive Unterrichtsformen.
 
 Natürlich sind das 
					vorwiegend Versäumnisse auf Ebene der Länder. Aber Berlin 
					kann sich hier nicht aus der Verantwortung ziehen. 
					Tatsächlich wurde über lange Zeit kaputtgespart - und gerade 
					seit der Ampel-Regierung zu wenig unternommen, um unser 
					Bildungswesen durch dem Bund zustehende Kompetenzen unter 
					die Arme zu greifen. Man hat sich schlichtweg mit anderen 
					Themen als der Zukunft des Nachwuchses beschäftigt.
 
 
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